Aktuelle Ausgabe
 









#106, Juni 09

DIE INDIANER KOMMEN NÄHER
Ein Gespräch in E-Mails mit der Sängerin Marianne Schuppe
VON MICHAEL KUNKEL

Die seit 1983 in der Schweiz wirkende Vokalistin und Spracharbeiterin Marianne Schuppe ist auf verschiedenen Feldern tätig: Als Interpretin, als Improvisatorin und auch als Autorin von Texten, unter anderem Übersetzungen (zum Beispiel Airs nach Jacques Hotteterre). Im E-Mail-Gespräch gibt sie Auskunft über den Umgang mit der Musik Giacinto Scelsis und Morton Feldmans, über die Spielsituation im Trio selbdritt und in Gesellschaft mit sich selbst sowie über Strategien, in der Musik die Wörter in Schach zu halten.

 

SUCHE NACH WÖRTERN, SUCHE NACH MUSIK
Kompositorischer Umgang mit Texten
VON RUDOLF KELTERBORN

Eine wichtige Voraussetzung für die kompositorische Auseinandersetzung mit Texten für Rudolf Kelterborn ist, dass ein Text die «Fülle des Lebens» (Schönheit, Trauer, Bedrohung, Glück, Hoffnung, Elend, Schmerz ...) umfasst. Entsprechend gibt es für Kelterborn nicht nur eine, sondern sehr viele mögliche Arten des kompositorischen Umgangs mit literarischen Texten, deren einige er in diesem Essay vorstellt. Die Vielfalt an literarischen Autoren und Gattungen, die zum Gegenstand musikalischer Interpretation werden, bestätigt den universellen Ansatz - wobei alle Texte, zumal die historischen, immer unter dem Akut des Heutigen, im Sinne einer Vergegenwärtigen ihrer emotionalen Gehalte, kompositorisch gelesen und neu realisiert werden.

LA MUSIQUE ET LE VERBE : MALLARMÉ, RIMBAUD, MICHAUX ET QUELQUES AUTRES
Entretien avec Pierre Boulez
PAR DAVID VERDIER

Les rapports entre musique et poésie n'ont cessé d'agiter le monde artistique et de susciter de vifs débats. Dans un entretien réalisé à l'IRCAM le 15 décembre 2008, Pierre Boulez a confié à David Verdier ses positions et ses idées sur ce sujet. Un sujet qui permet de mieux comprendre certaines options esthétiques et certains choix dans la carrière et l'œuvre du compositeur français.

«QUE FERAIS-JE SANS CE MONDE»
Zur Fünften Symphonie von Marcel Mihalovici auf ein Gedicht von Samuel Beckett
VON LUKAS NÄF

Die enge Freundschaft zwischen den Wahlparisern Marcel Mihalovici (1898-1985) und Samuel Beckett (1906-1989) brachte auch künstlerischen Ertrag: Beckett, der sich normalerweise strikt gegen Musikalisierungen seiner Werke aussprach, gestattete Mihalovici nicht nur, sein Spiel La dernière bande und sein frühes Gedicht Que ferais-je ... in Musik zu setzen, sondern arbeitete im Fall der Oper Krapp ou La dernière bande sogar eng mit dem rumänisch-französischen Komponisten zusammen. In der Fünften Symphonie (1966-69) inszeniert Mihalovici Becketts Lyrik in einer bogenmässig überformten Gegenüberstellung von Scherzo und Elegie. Aus seiner Auseinandersetzung mit dem dichterischen Gehalt resultiert eine symphonische Form der Verinnerlichung. Er hat aus der Beckettschen «Sprachlosigkeit» nicht jene Konsequenzen gezogen, die nach anderen kompositorischen Lesarten (Barrett, Holliger, Kurtág, Wildberger) bis hin zur Auslöschung des musikalischen Mediums und damit zur grundsätzlichen Relativierung der Möglichkeiten musikalischen Ausdrucks führen können, sondern ein Kunstwerk geschaffen, in dem traditionelle symphonische Ausdrucksmittel dazu verwendet werden, Becketts Introspektion wirkungsvoll und sensibel nachzuvollziehen, ohne eine plakative musikalische Repräsentation von Literatur zu formulieren.

SPRACHE, MUSIK UND MEDIALE DIFFERENZ
Einige Überlegungen zur Ableitung kompositorischer Strukturen aus Sprache

VON STEFAN DREES

Seit einiger Zeit sind im kompositorischen Umgang mit Sprache Tendenzen hin zu einer Art instrumentalen «Simultanübersetzung» von sprachlicher Deklamation festzustellen: Eine Person spricht, und zeitnah oder sogar gleichzeitig erklingt eine instrumentale Transkription des Gesprochenen. Natürlich geht es zumeist nicht um die möglichst verlustlose Überführung eines Mediums in ein anderes, ganz im Gegenteil: Die beschriebene Ausgangssituation lebt vor allem von der Differenz zwischen Sprache und Musik, schlägt aus der Asymmetrie von Bedeutung und Klang Funken und kann mithin bis zur Auslöschung des Ausgangsmediums - der gesprochenen Wörter - führen. Stefan Drees stellt drei Beispiele (Rolf Riehm, Stephan Winkler, Oliver Schneller) vor, in denen sich eine Ästhetik der medialen Reibung zwischen Sprache und Musik auf ganz unterschiedliche Art manifestiert.

SCHÖNE MÜNDER. GROSSE OHREN
Zu Annette Schmuckis Komposition «arbeiten/verlieren. die stimmen»
VON MICHAEL KUNKEL

Für die Komponistin Annette Schmucki (geb. 1968) ist Komponieren zumeist auch «Sprachforschung». Gegenstand ihres Stücks arbeiten/verlieren. die stimmen für fünf Stimmen und Trompete, Posaune, E-Gitarre, Violoncello, 2 Schlagzeuge und Klavier (2004-2006) ist eine Reihe von Wörtern, die wir alle gut kennen, benutzen und bei einer Aufführung des Stücks im Konzert sogar meistens ganz problemlos «verstehen» können. Nur hat die Komponistin uns nicht die Arbeit abgenommen, die Wörter in eine «ordentliche», konsumable musikalische Konstellation - im Sinne einer abgeschlossenen kompositorischen «Aussage», eines «funktionierenden» oder überblickbaren musikalischen Hierarchiegefüges - zu bringen. Bei dieser Art von Sprachkomposition handelt es sich nicht darum, Wörter - etwa einen dichterischen Text - mit kompositorischen Mitteln zu «lesen», zu «interpretieren», eine gegebene Textordnung ins Musikalische zu transferieren, oder Sprachlaut und Bedeutung der Wörter auf eine bestimmte Weise musikalisch auszubalancieren, als viel eher darum, andere Möglichkeiten der Interaktion von Sprache und Musik zu erforschen. Als Ziel ihrer Forschung formuliert Schmucki «das beweglich machen, in schwung bringen der bedeutungsschweren sprachbrocken in richtung zentrifugale klangvielheit.»

DAS LAUSCHEN DER SIRENEN
Die Komponistin und Medienkünstlerin Cathy van Eck
VON MARTIN SKAMLETZ

Die 1979 in den Niederlanden geborene Komponistin und Medienkünstlerin Cathy van Eck lebt und arbeitet seit 2007 in Zürich und wirkt als Dozentin im Studienbereich Musik und Medienkunst der Hochschule der Künste Bern. Ihr Musiktheater Das Quartett wird am 13. August 2009 in der Alten Fabrik Rapperswil uraufgeführt. Über ihre Arbeit mit Interaktionssystemen, Lautsprechern und Sirenen und berichtet Martin Skamletz.

PORTRAITS CROISÉS : DONATONI - FEDELE
Le traitement du matériau dans la musique de chambre
PAR OLIVIER CLASS

Figure de proue de l'avant-garde sérielle, Franco Donatoni (1927-2000) a compté parmi ses élèves Ivan Fedele (né en 1956), l'un des compositeurs actuellement les plus joués en Europe. Le style et l'esthétique hautement personnels de chacun n'exclut pas plusieurs similarités et influences, en particulier dans le traitement du matériau musical. Un jeu de piste qu'explore Olivier Class.

A LA LIMITE DU SILENCE
Entretien avec Nicolas Bolens
PAR ANDRÉ COUTURIER

Il n'est plus besoin de présenter Nicolas Bolens, acteur important de la vie musicale suisse. Président de l'Association Suisse des Musiciens de 2004 à 2007, compositeur prolifique primé à plusieurs reprises pour ses œuvres, professeur de contrepoint et d'écriture du 20e siècle à la Haute Ecole de Musique de Genève. Un compositeur qui, toujours à la recherche d'une ontologie du phénomène musical, tire les sons du silence et les laisse jouer avec le temps.

Berichte / Comptes rendus

–          «Internationales Symposion «Little Bangs» über Improvisation in Basel
–           Giacinto Scelsi: ein Minifestival in der Dampfzentrale Bern
–           Schwerpunkt Klaus Huber bei der Salzburg Biennale
–           «Yvonne, princesse de Bourgogne» de Boesmans à l'Opéra National de Paris
–           Das Festival Forum : : Wallis <<>> Forum : : Valais in Sion und Visp
–           Dana Ciocarlie à la Société de Musique Contemporaine de Lausanne
–           Festival Archipel Genève

Diskussion

Hommage à Henri Pousseur

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