Dissonance

KASPAR HAUSER (UA) - PREMIERE


Einführung 19 Uhr

Im Mai 1828 wird ein junger Mann in Nürnberg zur Attraktion: Er taucht urplötzlich auf, bewegt sich sonderbar, gibt merkwürdige Laute von sich und wiederholt Gehörtes in seltsam verzerrter Sprache. Alle Versuche, das Geheimnis seiner Identität zu lüften, bleiben ergebnislos, wodurch er die perfekte Projektionsfläche für die Sensationsgier der Stadtbevölkerung bietet – eine Gesellschaft, die geradezu besessen davon ist, die Leere seiner Biographie zu füllen. Ohne Herkunft, Sprache und Zivilisation wird er zum Objekt, an dem Geschichte exerziert wird, zum Objekt medizinischer, pädagogischer und pseudowissenschaftlicher Experimente. »Diese Geschichte von Kaspar Hauser will ich selber schreiben« beginnt der Mann, der sich Kaspar Hauser nennen wird, den Entwurf einer Autobiographie, deren Sprache zu diesem Zeitpunkt bereits so fremdbestimmt klingt, dass jede Spur einer eigenen Identität längst überschrieben ist. Mit dem Verstummen der Andersartigkeit widmet sich diese Oper einem gesellschaftlichen Phänomen, das heute noch genauso aktuell erscheint wie 1828. Ein Auftragswerk für Freiburg: Im April 2016 wird HansThomallas Oper »Kaspar Hauser« im Theater Freiburg zu ihrer Uraufführung kommen. Seine erste Oper »Fremd« über die Tiefenschichten des MedeaMythos’Schrieb der Komponist 2011 für die Staatsoper Stuttgart. Seine Freiburger Oper, gefördert von der renommierten Ernst von Siemens Musikstiftung, umkreist nun die ungreifbare Kreatürlichkeit Kaspar Hausers. Fasziniert von dieser Figur, die man heute als Medienphänomen beschreiben würde, destillierte Thomalla eine Textcollage aus den zeitgenössischen Quellen und Berichten. Er setzt damitSchlaglichter auf Aspekte des letztlich nicht erfassbaren Phänomens, wobei den Komponisten besonders zwei Momente reizten, die eine musikalische Version derGeschichte geradezu herausfordern: die existenzielle Leere der Identität Kaspar Hausers und deren Konsequenz für seine Sprache, seine Expressivität.

Eine Koproduktion mit dem Theater Augsburg
Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg
Kompositionsauftrag von Theater Freiburg finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung

 
Date:09.04.2016, 19:30h
Place:Freiburg im Breisgau (D), Theater
Artist:Daniel Carter, Musikalische Leitung
Frank Hilbrich, Regie
Volker Thiele, Bühne
Gabriele Rupprecht, Kostüme
Michael Philipp, Licht
Heiko Voss, Dramaturgie
Philharmonisches Orchester Freiburg
Links:Theater Freiburg
 

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by moxi