#96, Dezember 2006 – mit Wettbewerb «Prix Dissonance» (pdf)

 

PERDRE LA MÉMOIRE?
Le carcan de la notation
Par Hans-Peter Jahn

La perte de mémoire fait partie de la lecture des notes, elle constitue même un élément nécessaire de la genèse musicale. C’est seulement dans la perte de mémoire, à travers l’oubli des signes précis, que peut s’établir le jeu avec, notamment, la volonté du musicien à vouloir prendre des décisions. Ce désir de décision est même le cœur de l’interprétation. Que font alors les interprètes ? Ne déchiffrent-ils pas ? Lisent-ils quand même ? Partant de ces questions, l’histoire de l’interprétation proposée par Hans-Peter Jahn se révèle être aussi une histoire de la mise en cause de la notation par les interprètes.

KONTROLLIERTER WAHNSINN
Interpretation – Notation – Komposition: Eine vertrackte Dreiecksbeziehung
Von Torsten Möller

Über kaum einen Bereich der Musik ist weniger bekannt als über das komplexe Wechselspiel zwischen Interpretation, Notation und Komposition. Torsten Möllers grundlegende Gedanken zu diesem Themenkomplex machen rasch klar, dass die drei Reizwörter nicht in ein gleichschenkliges Dreiecksverhältnis zu bringen sind. Ausgehend von Gesprächen mit Interpreten (Jürg Henneberger, Barbara Maurer, Claudia Rüegg, Matthias Würsch) liefert er eine Bestandsaufnahme einiger Probleme, mit denen eine systematische Interpretationsforschung umzugehen hätte.

LES INTERMITTENCES DE LA DURÉE
La philosophie de la musique d’Alfred Schütz
par Bastien Gallet

Les éléments pragmatiques du jeu d’ensemble n’ont, à vrai dire, que très peu intéressé les philosophes et les musiciens. A cet égard, le sociologue et musicologue autrichien Alfred Schütz est une exception notoire. Sa réflexion sur la musique se base sur la phénoménologie naissante dans son pays, une démarche philosophique qui met, entre autres, un point d’honneur à décrire avec précision les éléments psychologiques impliqués dans tout phénomène. Schütz dédie son analyse au phénomène du jeu d’ensemble et se demande, concrètement, comment il est possible que plusieurs musiciens parviennent, ensemble, à donner un sens unique à leur interprétation. 

«DIE ALTEN UNGARN, DAS SIND EINFACH ALLES BARONE»
Kurt von Fischer im Gespräch über Sándor Veress
mit Thomas Gerlich und Michael Kunkel

Der renommierteste Musikwissenschaftler der Schweiz hiess über Jahrzehnte Kurt von Fischer (1913-2003). Als Nachfolger von Paul Hindemith war er von 1957 bis 1979 Professor an der Universität Zürich. Vorausgegangen waren Jahre als Privatdozent und Klavierlehrer in Bern, in denen sich eine enge Freundschaft mit dem ungarischen Komponisten Sándor Veress (1907-1992) entwickelte. Der 1949 in die Schweiz emigrierte Veress war eine zentrale Gestalt im helvetischen Musikleben, doch belastete ihn die Exilproblematik bis zuletzt. Über die Zeit mit Veress und manches mehr hat Kurt von Fischer in einem Gespräch am 21. Juni 1999 in der Berner Inneren Enge durchaus nicht hagiografisch Auskunft gegeben.

EMIGRATION NACH UTOPIA
Briefe von Sándor Veress an Béla Bartók
Kommentiert von Andreas Traub

Ebenfalls aus Anlass des 100. Geburtstags von Sándor Veress am 1. Februar 2007 veröffentlicht Dissonanz Auszüge aus Briefen von Veress an Béla Bartók unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in denen die Möglichkeit einer Emigration diskutiert wird.

 

EINE ANTI-OPER ALS VOLKSSTÜCK?
«Stallerhof» von Gerd Kühr
Von Theo Hirsbrunner

Gerd Kührs Stallerhof befindet sich als oft inszeniertes, durchaus erfolgreiches Stück zeitgenössischen Musiktheaters nicht unbedingt in Einklang mit den Erfordernissen des Opernmarkts. In Auseinandersetzung mit der ländlichen Hölle in Franz Xaver Kroetz’ Drama erfindet Kühr eine direkte Klangrede, ohne auf Musik zwischen den Zeilen verzichten zu müssen.

 

Schweizer KomponistInnen

«MUSIK SO AUFLADEN, DASS SIE EXPLODIERT»
Der Pianist, Komponist und Konzertveranstalter Werner Bärtschi

Von Thomas Meyer

«Ich liebe die Verrückten. Geben Sie sich ein bisschen Mühe!» Diesen Rat bekam Werner Bärtschi in jungen Jahren von keinem Geringeren als Giacinto Scelsi. Auf durchaus eigene Weise hat er seither das Zürcher und auch das Schweizer Musikleben mitgeformt, zum Beispiel durch die Zürcher Konzertreihe «Rezital». Doch auch das Engagement für Musik abseits der Avantgarde prägt die künstlerische Physiognomie Bärtschis. Hier wie dort schöpft er aus dem Vollen: «Ich möchte, dass eine Musik auf allen Ebenen so randvoll ist, so aufgeladen, dass sie in der Aufführung gleichsam explodiert. Alles muss da sein. Und dann ist es auch wirklich jedes Mal anders,» meint Bärtschi.

Berichte / Comptes rendus

–      Neuchâtel, Cernier, La Chaux-de-Fonds : Fête des Musiciens Suisses
–      Winterthur: Drei Uraufführungen des Ensembles Theater am Gleis
–      Le 17e Festival de Rümlingen
–      Zug: «Harmonie und Dissonanz. Malerei und Musik im Aufbruch»
–      Erfurt : création de l’opéra « Wut » d’Andrea Lorenzo Scartazzini
–      In Donaueschingen, 2006